Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
55
Sind die Sinne eines Menschen schwach, wendet der
Mensch nicht, wenn er kann, viele Sinne an, um etwas
zu erkennen, so wird sich seine Seele oft täuschen und sich
ganz falsche Vorstellungen machen. Hat jemand ein schwa-
ches Auge, so wird er oft in einiger Entfernung einen
Menschen für einen Baum, ein Gesträuch für ein Haus
ansehen; der, welcher nicht gut hört, glaubt Menschen ge-
hen zu hören, wenn Hunde oder Ratten in dem Hause
ihr Wesen treiben. Wie mancher hält den Schatten von
einem Baume beim Mondschein für ein Gespenst, weil er
sich blos auf sein Gesicht verläßt und sein Gefühl nicht zu
Rathe zieht. Je vollkommener, je feiner unsre Sirmeowerk-
zeuge sind, je mehrere wir bei einem Gegenstände auwen,
den, um ihn zu erkennen, desto seltner wird der Irrthum
sein. Unsere Seele hangt also in Absicht einer richtigen
Erkenntniß gar sehr von unserm Körper ab.
Unsere Seele ist es, welche denkt, empfindet und will.
So oft sie sich nun etwas denkt, was unsern Sinnen an-
genehm ist, so will sie es, oder es entsteht in uns eine
Begierde darnach; so oft sie sich aber etwas denkt, was
unfern Sinnen unangenehm ist, so will sie es nicht.
Nicht alles, was unfern Sinnen angenehm ist, erkennt
unsere Seele auch für gilt und thnnlich. Lange zu schlafen,
immer kostbare, sehr wohlschmeckende Speisen zu genießen
behagt unsern Sinnen^ allein unsere Seele findet es nicht
für gut, die kostbare Zeit ganz dem Schlummer aufzu-
opfern und das Vermögen so wie die Gesundheit für einige
Stunden an der Tafel hinzugeben. Dessen ungeachtet hat
unser Körper einen großen Einfluß auf die Seele, und wir
thun des Körpers, der Sinnlichkeit wegen Vieles, was
die Seele für schlecht erkannte.
Der Körper wirkt also, wie wir gesehen haben, sehr
auf unsre Seele, welcher er nicht bloß Vorstellungen zuführt,
sondern auf deren Begehren oder Abneigung er auch einen
großen Einfluß zeigt. — Noch größer ist aber die Ge-
walt, welche unsere Seele über den Körper hat.
Will unsere Seele etwas ausführen, so bedient sie sich
fast immer des Körpers znm Werkzeuge. Wir wollen
schreiben, lesen, etwas sehen, hören und dergleichen —-
und gebrauchen dazu unsre Hände, Augen, Ohren.
Verläßt die Seele den Körper, so liegt dieser ohne Be-
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Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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56
wegung-, ohne Smvsinduna da. Wenn ein Mensch seine-
Sinne mid alle Glieder seines Leibes nicht mehr gebrau-
chen kann, so nennen wir ihn todt. Ein todter Mensch
kann nicht mehr durch seine Sinne empfinden und sich
von selbst bewegen. Daö Leben bestehet also in der
Verbindung zwischen Seele und Leib; wenn aber diesem
Verbindung aufhöret, so erfolgt der Tod.
Die Vorzüge deö Menschen- vor fcen. Pflanzen:
und Thieren..
Ä8enn wir die Dinge um uns her betrachten, so. finden
wir einen großen Unterschied unter denselben. Einige von
denselben können empfinden und sich von selbst bewegen;
diese nennen wir lebendig, und Thiere und Menschen
gehören dazu. Andere aber können dies nicht; diese nennen
wir leblos und rechnen dazu Pflanzen und Steine.
Die Pflanzen entstehen, mdem sic aus der Erde hcr-
vorwachsen, aus welcher sie durch die Wurzeln Säfte an sich
ziehen, welche ihnen zur Nahrung dienen, wodurch der
Wachsthum derselben befördert wird. Die Thiere ent-
stehen auch, indem sie von andern Thieren entweder le-
bendig geboren, oder aus Eiern ausgebrütet, oder wie
die Polypen durch Abschnitte fortgepflanzt werden, und
nähren sich von Speise und Tränk.
Die Pflanzen sind erst klein, dann wachsen sie und
werden größer; aber nach einiger Zeit verwelken sie wie-
der und verdorren endlich. Die Thiere sind auch an-
fänglich klein, dann wachsen sie und werden größer;
aber endlich werden sie alt und sterben.
Die Pflanzen können sich nicht von selbst bewegen,
sie wissen auch nicht, daß sic da sind. Die Thiere
können sich von selbst bewegen, denn sie haben eine Seele,
welche empfindet und will.
Die Thiere haben einen Leib, die Menschen auch;
doch ist der Leib der Thiere von dem Leibe der Menschen
unterschieden...
Der
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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Der Skier hat Hörner, um sich damit zu vertheidigen,
der Mensch aber nicht; die Katze hat einen Pelz, welcher
sie vor der Kälte bewahrt, der Mensch aber nicht; die Katze
kann klettern, der Vogel fliegen, der Fisch anhaltend und
unter der Oberfläche des Wassers schwimmen, der Mensch
aber nicht; und doch weiß sich der Mensch immer zu
helfen, weil er eine Seele hat, welche viele Dinge ver-
gleichen und unterscheiden, welche urtheilen und
schließen kann. Daher kommt es auch, daß der Mensch
genöthigt ist, nachzudenken; die Thiere aber nicht.
Der Mensch hat Hände, mit welchen er viel Nützliches
und Schönes verfertigen kann. Mit ihnen kann er schrei-
den, schnitzen, nähen, drechseln, die Pferde regieren, säen,
ernten u. s. w. Wenn ein Thier auch so klug, wie ein
Mensch wäre, so würde ihm seine Klugheit ohne Hände
nichts helfen, und er würde seinen Zustand wenig verbes-
sern können. — Das Thier must sich mit seiner Kraft be-
gnügen; der Mensch aber kann durch sein Nachdenken
Werkzeuge und Maschinen erfinden und mit seinen Hän-
den verfertigen, mit welchen er seine Kräfte überaus
vermehren kann. Mit der Wagenwinde, nüt dem Hebet,
mit der Rolle und andern Werkzeugen kann er die größ-
ten Lasten heben; mit der Flinte kann er die stärksten
Thiere bezwingen; auf Schiffen wandelt er über das
Meer; mit dem Luftballon fährt er in die Lnft. Er baut
sich feste Wohnungen, worin er sich gegen wilde Thiere,
Kälte, Hitze, Regen und Wind schützt. Er sichert sich
durch Dämme gegen Uebcrschwcmmungen, und durch
Gewitterableiter gegen den Blitz.
Viele Thiere können zwar einen Laut von sich geben
und schreien; aber sie können diesen Ton nicht durch
Zunge, Zähne und Lippen vielfach abändern. Der
Mensch kann die Töne im Munde durch die Sprachwerk-
zenge zu Worten bilden und sprechen. Durch die
Sprache geben wir Andern unsre schmerzlichen und unsre
angenehmen Empfindungen zu erkennen.
Wenn die Menschen sprechen, so denken sie sich etwas
dabei, und suchen dem, mit welchem sie sprechen, ihre Ge-
danken durch vernehmliche Laute zu verstehen zu geben.
Wenn ein Mensch spricht, und andere Menschen
ihn
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
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) . ' '
ihn verstehen sollen, so müssen sich diese eben dasselbe
dabei denken; sonst verstehen sie sich einander nicht.
Die Thiere können nicht reden lernen, und wenn sie
auch von dem Menschen mit Mühe und Noth gelernt
haben, ein paar Wörter auszusprcchen, so denken sie doch
nichts dabei. Sie lernen auch nicht lesen und schreiben,
sie geben auch nicht ans Alles Acht, was sie sehen, und
wünschen nicht, immer mehr zu lernen.
Der Mensch kann sogar durch die Bewegung seines
Körpers, besonders der Hände, des Kopfs und der Au-
gen, Andern seine Gedanken und Wünsche zu verstehen
geben, er kann die Geb erden Drache reden. In sei-
nem Gesichte lesen wir Freude und Traurigkeit, Güte
und Zorn, Verlangen und Abscheu.
Der Mensch erreicht ein höheres Alter, als die
meisten Thiere, und kann irr allen Landern der Erde
ansdauern, sie mögen heiß oder kalt sein. Die meisten
Thiere aber werdeik krank und schwach, wenn sie auö
heißen Gegenden in kalte, oder auö kalten Gegenden in
heiße gebracht werden.
Jedes Thier hat von Natur einen Trieb zu Allem, was
ihm dienlich, und einen Widerwillen gegen Alles, was ihm
schädlich ist. Die Kuh vermeidet auf der Weide die gifti-
gen Pflanzen, weil sie einen Ekel daran hat; nicht weil
sie die schädliche Wirkung derselben kennt. Auch zu gewis-
sen Handlungen, die zu ihrer Erhaltung nothwendig sind,
haben alle Tbicre von Natur einen Trieb. So haben die
Gänse und Enten einen Trieb zu schwimmen, viele Vögel
einen Trieb im Winter wegzuziehen, weil sie keine Nah-
rung bei uns finden würden. Auch die Menschen haben
viele Triebe,'z. E. einen Trieb zum Essen, zum Schlafen;
einen Trieb, in Gesellschaft mit Andern zu leben re. Das
Thier kann blos mit seinem Triebe nntcrscheiden, was
ihm schädlich oder nützlich ist; der Mensch aber kann
dieses durch seine Vernunft thun.
Die Thiere sind, wenn sie nur genug Nahrung haben,
zufrieden. Sie begnügen sich deswegen, die Dinge, welche
zu ihrer Nahrung dienen, zu kennen und zu unterschei-
den. — Der Mensch aber kennt weit mehrere und viel des-
sere
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Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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sere Freude». Er empfindet Vergnügen beim Anblick der
schönen Natur, der blumigen Wiesen, der grünen Bäume,
der Sonne, des Mondes und-des gestirnten Himmels; er
hat Gefühl für Wohlktang und Musik; es macht ihm
Vergnügen, seine Kenntnisse zu vermehren; ihn freut es,
wenn er andere Menschen glücklich sieht und glücklich ma-
chen kann. — Der Mensch ist in seinen ersten Lebensjahren
schwach und hinfällig, und braucht weit länger die Pflege
und Unterstützung der Eltern als die Thiere. Auch dies ist
ein Vorzug; denn dadurch wird die Liebe zwischen Eltern
und Kindern desto stärker und inniger, und die Eltern kön-
nen mehrere Zeit und Sorge auf die Erziehung verwenden.
Wie roh und ungebildet würde der Mensch bleiben, wenn
er schon in den ersten Jahren sich selbst überlassen würde.
Ein jeder Mensch kann unterscheiden, was wahr,
und was falsch ist. Er kann sich unzählige richtige Be-
griffe machen, denn er hat das Vermögen, zu denken,
und dies ist sein größter und herrlichster Vorzug vor den
Thieren. Er sieht B. ein, dast er nicht würde leben
können, wenn er mcht Speise und Trank zu sich nähme,
keine Kleidung und keine Wohnung hätte; daß er also diese
drei Dinge nicht entbehren kaun. So erhält er ei^
nen Begriff von Bedürfnisse n. Der Mensch kann sich
auch aus dem, was er gesehen, gehört, verstauben und
begriffen hat, eine Menge nützlicher Regeln sammeln.
Er hat z. B. gesehen oder gehört, daß ein Mensch, der
unmäßig gegessen hatte, sehr krank geworden war, und
zieht aus dieser Erfahrung die Regel, daß man nicht un-
mäßig essen dürfe, wenn man gesund bleiben wolle, Oder
er hört, daß der Blitz sich nach den Bäumen hinzieht,
und bildet sich nun daraus die Regel, daß man sich bei
einem Gewitter nie unter einen Ballm stellen dürfe. Auf
diese Art lernt er vermöge seines Verstandes einsehen, was
nützlich und was schädlich, was zweckmäßig und was
zweckwidrig ist. Du gehst in die Schule und hast dabei
den Zweck, etwas Nützliches zu lernen und verständig zu
werden. Aber wenn Du nun in der Schute nicht aufmerk-
sam bist, sondern plauderst, oder spielst, und umher gaffst,
so handelst Du zweckwidrig; denn auf diese Art kannst
Du Deinen Zweck, verständiger zu werden, nicht erreichen.
Durch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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— Durch seilten Verstand wird der Mensch klug und
geschickt, und wie bewundernswürdig sind die Werke,
welche der menschliche Verstand hervorgebracht hat! Man
betrachte mir die prächtigen Gebäude, die großen Schiffe,
den Weberstnhl, die Mühlen n. dgl. m. Ohne Verstand
wüßte der Mensch nichts vom Ackerbane, von Handwer-
ken, Künsten und andern nützlichen Erfindungen.
Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche
Gott dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns die-
ser Vorzüge freuen und Gott besonders dadurch dafür
danken, daß wir sie weise und gewissenhaft gebrauchen
und sie zu erhalten suchen.
Der kluge Bauer.
^)alitsch, ein Bauer in Sachsen, war in seiner Ju-
gend so glücklich, den Unterricht eines sehr geschickten
Schullehrers zsi genießen, und er benutzte auch diese Gele-
genheit, seinen Verstand zu bilden, und sich nützliche
Kenntnisse zu erwerben, recht gewissenhaft. Er war nicht
allein in der Schule sehr fleißig und aufmerksam, sondern
lieh sich auch von seinem Lehrer und dem Pfarrer nützliche
und verständliche Bücher, in welchen er in den Winter-
abenden oder des Sonntags las, wo der Vater seine Hilfe
in der Wirthschaft und dem Feldbaue entbehren konnte.
Er versäumte aber dabei aufkeilte Weise die Geschäfte seines
künftigen Standes; sondern er ging seinem Vater treu-
lich an die Hand und bildete sich unter seiner Anführung
zu einem geschickten und fleißigen Landwirth. Bei den
Kenntnissen, welche er sich erwarb, sahe er nicht darauf,
ob er mit denselben würde Aufsehen erregen können; son-
dern ob sie ihn klüger und frömmer machen, oder ihm
einst in seinem Staude nützen würden. Mit vorzüglichem
Eifer legte er sich auf die Naturgeschichte und suchte sich
mit den Eigenschaften, der Lebensart, der Pflege und den
Krankheiten der Thiere bekannt zu machen und' die Natur
der Pflanzen zu erforschen. Dadurch bekam er nicht allein
tausendfältige Gelegenheit, die Weisheit, Güte und Macht
des
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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des Schöpfers zu bewundern, weil Gott diese Eigenschaften
auch an den kleinsten Geschöpfen offenbart hat; sondern
er konnte mit diesen Kenntnissen, als er groß wurde, seine
Geschäfte als Landmann besser und klüger, als Andere, be-
treiben.. Weil er wußte, wie die Hausthiere gepflegt und
behandelt werden mußten, so war sein Viehstand der beste
im Dorfe, und seine Kühe gaben weit mehr Milch, als die
der übrigen Bauern; selten wurde ihm ein Thier krank,
und wenn dies auch geschahe, so war cs insgemein bald
geheilt, weil er die Krankheiten und die zweckmäßigen Mit-
tel kannte und nicht zu Quacksalbern seine Zuflucht zu
nehmen brauchte. Auch sein Ackerbau hatte einen sehr
glücklichen Fortgang; denn weil er Alles mit Nachdenken
betrieb, so beobachtete er, welcher Acker zu dieser oder je-
ner Frucht geschickter wäre; wodurch man schlechten Acker
verbessern könne; welches Saatkorn das zweckmäßigste sei;
wie man bei der Aussaat nicht blos auf Jahreszeit, son-
dern auch auf Witterung Rücksicht nehmen muffe n. d. m.
Er las bisweilen Schriften, in welchen der Ackerbau in
andern Ländern beschrieben war, und suchte dasjenige,
was seiner Gegend angemessen schien, nachzuahmen. Diese
Versuche aber stellte er immer einigemal im Kleinen an,
ehe er sic im Großen wagte; denn er hatte auch gelesen,
daß viele Landwirthe dadurch zurückgegangen waren, daß
sie ihre Wirthschaft blos nach Büchern betrieben hatten,
ohne auf die Beschaffenheit ihres Bodens Rücksicht zu neh-
men. Vorzüglich fand er den Anbau von mehreren Futter-
kräutern sehr vortheilhast, weil er dadurch die Stallfütte-
rung einführen konnte, wodurch seine Kühe einträglicher an
Milch wurden, und' er weit mehr Dünger für seine Felder
erhielt. Oft sagte er: ,,Es ist ein wahrer Verderb für das
ganze Dorf, daß die Kühe von den Kindern auf die Weide
getrieben werden, weil sich diese dadurch an den Müs-
siggang und die Faulheit gewöhnen. Vis ins j4tc Jahr
laufen sie hinter den Kühen her, und wenn sie dann
zu einer harten Arbeit angehalten werden sollen, sind sie
schwach und unbehilflich. Weil sie unter keiner Aufsicht
von alten und verständigen Leuten sind, so treiben sie
schändliche und boshafte Streiche; sie schälen und verderben
Bäume, sie hüten andern Leuten die Früchte ab und ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
wohnen sich an Schadenfreude und Diebstahl. Den ganzen
Tag sind sie allein und sprechen mit keinem Menschen; da-
durch werden sie ungesellig und tückisch. Mit einem Worte,
es kann ans unserm Dorfe nie ettvas rechtes werden,
wenn nicht das verderbliche Kuhhüten abgeschafft wird."
Einstens zog er spät, als schon längst die Sonne
untergegangen war, vom Acker nach Hanfe, und herrlich
leuchtete über ihm der Himmel mit tausend funkelnden
Sternen. Es machte dieser prächtige Anblick einen tiefen
Eindruck auf ihn; zugleich aber sagte er auch zu sich selbst:
„Es ist doch schlecht von mir, daß ich, ein vernünftiger
Mensch, von diesem großen Schauspiele nicht mehr, als
meine unvernünftigen Pferde weiß, und was der liebe
Gott durch diese Sterne zu mir spricht, nicht zu verstehen
suche." Den andern Tag ging er zu dem Pfarrer und
klagte ihm, wie schwer ihm gestern seine Unwissenheit auf
das Herz gefallen sei, und bat ihn um ein verständliches
Buch, ans welchem er sich einige Kenntnisse von den Ster-
nen verschaffen könnte. Es ist dies recht gut, sagte der
Pfarrer, daß Er seine Kenntnisse immer zu vermehren
sucht; aber die Sternkunde ist eine sehr schwere Wissen-
schaft, und Er könnte leicht darüber seinen Beruf als
Bauer vernachläßigen, wenn Er sich zu sehr hinein ver-
tiefte, und dann wäre Er und seine arme Familie zu be-
klagen. — Nein, sagte Pa litsch, meinen Beruf würde
ich darüber nie vernachläßigen, denn ich fühle mich znm
Landbaue eben so berufen, wie Sie zum Pfarrerstand be-
rufen sind, und ich halte den für einen schlechten Mann,
der das Geschäft nicht mit Ernst treibt, welches ihm Gott
aufgelegt hat. Sie wissen aber, daß ich nie in die Schenke
gehe, sondern immer zu Hause bei meiner Frau, und
bei meinen Kindern bleibe, welchen ich Abends etwas aus
einem guten Buche vorlese, oder, so gut ich kann, nütz-
liche Lehren gebe. Im Winter giebt es nicht viel
zu thun, weil ich, Gottlob, nicht zu dreschen brauche,
sondern blos die Aufsicht führe,f und in den Winter-
abenden habe ich noch mehr Zeit übrig, da könnte ich wol
ein solches Buch mit Nachdenken lesen. — Der Pfarrer
gab ihm, als der Winter kam, einige zweckmäßige Bü-
'cher, unterstützte ihn mit seinem Rathe und erklärte ihm
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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die schwereren Stellen, bei welchen er ihn um Rath fragte.
Weil er ehemals in der Schule sehr fertig rechnen gelernt
hatte, machte er überaus große Fortschritte. Er' lernte
nicht allein Sonnen- und Mondfinsternisse berechnen, son-
dern entdeckte sogar im Jahr 1758 einen sehr merkwürdi-
gen Kometen, wodurch sein Name in ganz Europa be-
rühmt wurde. Der berühmte Prinz Heinrich von Preu-
ßen besuchte ihn und beschenkte ihn mit einem sehr guten
Fernrohre und vielen kostbaren Büchern; er wurde oft
nach Dresden von Ministern und Gesandten zu Tische ge-
beten, und seine Klugheit, noch mehr aber seine Beschei-
denheit, wurde allgemein bewundert. Denn er erhob sich
nicht im Geringsten über seine Nachbarn, sondern er ver-
richtete noch immer mit demselben Fleiße, wie vorher, seine
Geschäfte als Landmann, und er kleidete sich nicht besser,
als die übrigen Bauern. Alle schätzten und liebten ihn,
weil er niemanden krankte, sondern jedermann mit Rath
und That beistand, wozu er wegen der großen Achtung,
die er bei so vielen vornehmen Männern genoß, viel-
fältige Gelegenheit hatte. „
Bleibe bei deinem Stande,
Eckermann war der Sohn eines wohlhabenden Bauern
in Sachsen. Weil seine Eltern eine blinde Vorliebe zu ihm
gefaßt hatten, so wurde er besser gekleidet und gepflegt,
als ihre übrigen Kinder. Sie ließen ihn nicht allein sehr
gut im Schreiben und Rechnen unterrichten, sondern er
lernte auch die Violine und Flöte sehr fertig spielen. Als
er groß wurde, spielte er sehr oft mit andern Musikanten
auf Hochzeiten und andern ländlichen Freudenfesten. ^Da-
durch gewöhnte er sich ans Wohlleben und den Müssig-
gang, und weil er wegen seines guten Violinspielcns oft
gelobt wurde, so setzte er sich den Düukel in den Kopf,
er sei zu gut für einen Bauer, und fing nun an, sich
wie die Bürger in den Städten zu kleiden und wie diese
vornehm zu'thun, wodurch er sich oft bei den Bauer» sehr
lächerlich machte. Als darauf eine Accisebedientenstelle im
Dorfe
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Preu- Heinrich Eckermann
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Konfession (WdK): gemischt konfessionel
Dorfe aufging, so bewarb er sich um diese und erhielt sie
auch wegen seiner Fertigkeit im Rechnen und Schreiben
ohne Schwierigkeit. Nun gab er seine Vanerwirtbschast
ganz auf; er verpachtete sein schönes Gut um ein Spott-
geld an lidcrliche Personen, welche es ganz verwildern lie-
ßen, spielte den ganzen Tag die Violine oder Flöte, um
ein rechter Meister darauf zu werden, gab allen Umgang mit
seinen ehemaligen Kameraden auf und ließ sich nicht anders
als H e r r E ck e r m a n n oder Herrei n n e h m e r nennen.
Endlich kam er einmal aus langer Weile auf den Ein-
fall, ein Klavier zu verfertigen, und dieses fiel wirklich
weit besser aus, als man es von ihm hätte erwarten sollen,
da er in solchen Arbeiten gar keinen Unterricht erhalten harte,
und ihm nie ein gntes Instrument dieser Art zu Gesicht -
gekommen war. Dieses aber war die Veranlassung zu
seinem gänzlichen Verderben; denn nun glaubte er, daß/
ihn seine Kunst anständig und ehrenvoller in einer großen
Stadt, als auf dem Dorfe ernähren wurde. Er verkaufte
daher sein schönes Gut um den halben Werth, und zog
nach Weimar, um sich da von dem Klavierbauen zu er-
nähren, oder als Violinspieler in die herzogliche Kapelle
zu kommen. Wie sehr hatte er sich aber in seiner Rech-
nung betrogen! Weil er gar keinen Unterricht im Justru-
mentmachen erhalten hatte und aus Eigendünkel von ver«
ständigen Leuten keine Lehre annehmen wollte, so waren
seine Klaviere sehr mittelmäßig, und er mußte froh sein,
wenn er nur noch einmal so viel dafür bekam, als ihm
das Holz und die Saiten dazu gekostet hatten. Einige
schlechte Leute lernten bald die Eitelkeit dieses «»erfahrnen
Menschen kennen und suchten von derselben Vortheil zu
ziehen. Sie lobten sein Violinsplielen als unvergleichlich
und versprachen ihm, daß sie ihn auf jede Weise dem
Herzoge empfehlen würden. Der getäuschte Thor ließ sich
durch dieses Lob bestechen und traktirte sie mit Wein und
Kaffee, machte ihnen Geschenke, oder verborgte an sie sein
Geld. In zwei Jahren hatte er daher von seinem schönen
väterlichen Erbtheile nichts mehr übrig, und seilte falschen
Freunde, welche nun glaubten, daß er seine Schulden ein-
fordern, oder ihnen auf andere Weise beschwerlich fallen
würde, sagten nun zu ihm, daß sie oft mit dem Herzoge
feinet-
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